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Prominenter Jäger: Steffen Rinn

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Blauer Rauch und blaue Bohnen: Steffen Rinn gehört zu den letzten Zigarrenproduzenten Deutschlands. Aber Ruhe und Genuss findet der 73-Jährige nicht nur im Tabak, sondern auch in seinen Revieren bei Heuchelheim (Hessen). Die DJZ besuchte „Don Stefano“.

Von Hans Jörg Nagel

 

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Steffen Rinn lehnt sich entspannt zurück. Mit einem Streichholz entzündet er den Balken in seinem Mund. Ein tiefer Zug und genüssliches Ausblasen des Rauchs. Tabakgeruch füllt den Raum. Aromatisch und irgendwie gemütlich.
Genießer haben Zeit. Erst jetzt und mit einem langen Blick auf das Rauchwerk in seiner Hand beantwortet er meine Frage: „Jäger und Zigarrenraucher sind sich sehr ähnlich. Beiden ist Ruhe und Gelassenheit wichtig. Ebenso der Genuss des Augenblicks. Sie sind naturverbunden und können sich an kleinen Dingen erfreuen, brauchen nicht den großen Rummel. Deshalb sind ja viele Jäger Zigarrenraucher.“
 
Der 73-Jährige muss es wissen. Er ist mit Zigarren und Jagd aufgewachsen. Sein Großvater Ludwig gründete 1895 die Zigarrenmanufaktur Rinn und Cloos in Heuchelheim (Hessen). Nachdem der Familienbetrieb 1991 verkauft wurde, gründete Rinn 1993 am selben Standort die Firma „Don Stefano“.   „Ich habe von meinem Großvater nicht nur das Tabakgeschäft erlernt, er und mein Vater waren auch meine jagdlichen Lehrprinzen“, verrät der hochgewachsene, drahtige Unternehmer.
 
Schon früh sei er vor eine nachhaltige Entscheidung gestellt worden: Pfadfinder oder Jäger! „Ich habe mich gottlob richtig entschieden.“
 

Varus „verstänkert“

 

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Das Ehepaar Rinn mit bunter Entenstrecke Ende der 1980er Jahre an der Lahn (Foto: privat)


Großvater Ludwig hatte an mehreren Fabrikationsstandorten seiner Firma Revierbeteiligungen. Aber die Hausjagden der Familie sind bis heute rund um Heuchelheim. „Hier bin ich Pächter eines 1.000 Hektar großen Reviers, das zum Krofdorfer Forst gehört. Zudem bewirtschafte ich eine 800-Hektar-Jagd bei Treis an der Lumda.“
 
Diese Reviere hatte seinerzeit schon Großvater Ludwig gepachtet – und hier machte auch Enkel Steffen seine ersten jagdlichen Gehversuche. Wie damals nicht unüblich, ging’s mit der Kleinkaliberbüchse auf Elstern und Krähen. Erste Strecken eines 13-Jährigen.
 
Doch auch Rückschläge gehören zur Jagd und ließen nicht lange auf sich warten. Als 16-Jähriger bekam er von den Eltern einen Großen Münsterländer geschenkt. Umgehend machte sich Rinn an dessen jagdliche Ausbildung. Alles lief gut – bis zur VGP: „Mein Varus verweigerte an diesem Tag den Fuchs. Er wollte ihn um’s Verrecken nicht apportieren. Wir fielen mit Pauken und Trompeten durch. Mein Fehler: Ich hatte Reineke seit 4 Tagen herumliegen, und damals gab es keine Gefriertruhen. Der Fuchs stank erbärmlich.“
 

Im Kessel auf Hasen

 

Zu dieser Zeit gab es noch recht wenig Schwarzwild rund um Heuchelheim. Um so größer waren die Hasenstrecken. Bis in die 1970er Jahre wurden bei den jährlichen Waldstreifen im Schnitt 200 Hasen erlegt. Hinzu kamen große Niederwildstrecken bei Kesseltreiben auf den Feldern.
 
„Das ist heute ganz anders. Wie fast überall ist die Hasen- und Fasanenstrecke bei uns irgendwann eingebrochen.“ Erst seit ein paar Jahren scheint sich die Situa-tion langsam zu erholen. Zählungen ergeben wieder einen Hasenbesatz von 15 bis 20 Stück pro 100 Hektar. „Wir bejagen das Raubwild scharf. Das zahlt sich aus!“, ist sich der Jäger sicher.
 
Doch es ist noch lange nicht so weit, dass rund um Heuchelheim Treibjagden wie zu Rinns „Lehrjahren“ stattfinden können. „Und das waren alles andere als Herrenjahre. Meine Altvorderen legten großen Wert auf den Tierschutz. Nach einer Treibjagd mussten mein Bruder und ich einmal 3 Stunden ein beschossenes Rebhuhn nachsuchen. Allerdings ohne Erfolg.“
 
Die Pflicht zur Nachsuche beim geringsten Verdacht auf einen Treffer wurde dem Jungen geradezu ins Hirn gehämmert und ist für ihn bis heute undiskutabel.
 

Sauen-Triplette

 

1957 war es dann soweit. Der wissbegierige Lehrling, willige Treiber und „gezeichnete“ Hundeführer absolvierte erfolgreich die Jägerprüfung. Ein Korkenzieherbock wurde zu Steffen Rinns erster offizieller Beute: Schuss auf 60 Meter, alt und zurückgesetzt, etwas weich getroffen, aber ohne Nachsuche – Eckdaten seines Auftakts als Weidmann.
 
Bis heute hat der Zigarrenfabrikant eine bunte Strecke erzielt, alleine die Jagd auf heimisches Wild ist ihm dabei die liebste. Steffen Rinn: „Ganz vorne liegt das Schwarzwild. Dabei ist es mir nicht wichtig, einen groben Bassen zu erlegen – ich freue mich genauso über jeden Frischling, den ich bekomme.“
 
Der Unternehmer macht gerne Strecke. Sein Revier „Krofdorfer Forst“ – übrigens eines der kleinsten Rotwildkerngebiete Deutschlands – unterteilt sich 50:50 in Feld- und Waldanteil: „Hier erlegen wir pro Jahr durchschnittlich 4-6 Stück Rotwild, darunter 1-2 IIIer-Hirsche, 40 Stück Rehwild und rund 20 Sauen.“ Im Revier Treis kommt kein Rotwild vor, dafür fallen hier jährlich 4-5 Stück Muffelwild. Ansonsten sind die Abschusszahlen ähnlich.
 
Ein Teil der Jahresstrecken wird während der winterlichen Drückjagden gemacht. Rund 30 Schützen lädt der ehemalige Handballspieler hierfür nach Heuchelheim ein: „Das ist nicht sonderlich viel – aber so gebe ich dem Wild eine reelle Chance, unbefunkt davonzukommen. Das ist meine Philosophie!“ Kommt ihm aber Wild vor die Büchse, nutzt Rinn wiederum seine Chance: „So gelang mir bei einer Gesellschaftsjagd 1980 mal eine Triplette auf Sauen. Eine Bache zog mit 6 Frischlingen auf mich zu und mit 3 Frischlingen wieder ab.“
 

Ier dank Ehefrau

 

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Geteilte Freude: Kirsten und Steffen Rinn sind glücklich über die Erlegung dieses Ier Hirsches 2006 im Krofdorfer Forst (Foto: privat)
1 Jahr zuvor erlegte „Don Stefano“ seinen ersten Ier-Hirsch. Und das verdankt er seiner Frau Kirsten. „Am Abend zuvor hatte ein Jagdfreund einen IIIer-Hirsch erlegt, und wir haben das bis spät in die Nacht feuchtfröhlich gefeiert.“
Am nächsen Morgen klingelte der Wecker um 4.30 Uhr, aber dem „angeschlagenen“ Rinn war das egal. „Meiner Frau allerdings nicht. Sie ließ nicht locker, bis ich mich aus dem Bett quälte.“ Gemeinsam saßen sie 1 Stunde später im Hochwald an. Der bekannte Hirsch erschien, und der Jäger ließ die Kugel aus dem Lauf.
 
Danach war die Bühne leer. „Das Stück hatte den Schuss mit einem leichten Sprung quittiert. Wir suchten und fanden Schweiß. Kurz darauf standen wir vor dem verendeten Recken.“
 
Das Paar freute sich über den Kronenzehner vom 10. bis 11. Kopf, der ein Geweihgewicht von 5,5 Kilo auf die Waage brachte. „Die Krönung des Ganzen war aber, dass zur selben Zeit – keine 100 Meter von uns entfernt – im Staatswald ein Gast des Försters auf den Hirsch angesessen hat“, berichtet er und lächelt zufrieden.
 
In den Revieren von Steffen Rinn wird in Intervallen gejagt. Beim Rehwild werden im Mai Jährlinge scharf bejagt, dann herrscht Ruhe bis zur Blattzeit. Das Schwarzwild hat bis in den Spätherbst hinein im Wald nichts zu befürchten, auf den Feldern und Grünflächen des Reviers wird es aber stark bejagt.
 
Bei der Ansitzjagd führt Rinn bevorzugt eine Sauer 80 im Kaliber 7 x 64, bei Drückjagden ist ihm eine leichtführige Blaser-BBF (8×57/20/76) zu Diensten.
Niederwild bejagt er ausschließlich mit einer 20er-Flinte aus Suhl. „Besonders gerne führe ich diese Waffe an den Bächen und Fischteichen in meinen Revieren. Was geht über einen leckeren Entenbraten mit Spinat und Salzkartoffeln?“, fragt Steffen Rinn und ergänzt dann mit einem Schmunzeln: „Dazu einen Spätburgunder und hinterher eine gute Zigarre.“
 


Steckbrief

 

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Aus dem Hause Rinn kommt auch eine Zigarrenkollektion mit jagdlichen Motiven (Foto: Hans Jörg Nagel)
Steffen Rinn kam am 24. März 1941 in Heuchelheim zur Welt. Ab 1967 betätigte er sich in der Zigarrenmanufaktur seines Großvaters „Rinn & Cloos“. 1991 musste das Familienunternehmen inklusive Firmenname verkauft werden. Unter „Don Stefano“ gründete der begeisterte Handballspieler Ende 1993 die Zigarrenmanufaktur „Don Stefano“ (20 Beschäftigte). Außer dem Unternehmen in Heuchelheim gibt es deutschlandweit noch 2 dieser Größenordnung (beide in Nordrhein-Westfalen). Die Jägerprüfung absolvierte Rinn 1957. Von seinem Großvater übernahm er 2 Reviere im Landkreis Gießen (zusammen 1.800 Hektar), die er bis heute bewirtschaftet. 12 Jahre lang war er Vorsitzender der Rotwild-Hegegemeinschaft Krofdorfer Forst. Steffen Rinn und Kirsten haben 3 Kinder und 4 Enkel. na
 
 


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