Das Wild hinterlässt im Revier Zeichen, die der aufmerksame Jäger auf der Pirsch wahrnehmen kann man bezeichnet sie als Pirschzeichen.
Von Hans Joachim Steinbach
Rothirsche werfen zwischen Ende Februar und Anfang April ihre Stangen ab. |
Vielfältig sind die Spuren, die das Wild im Revier hinterlässt. Der Jäger kann an Hand der Pirschzeichen seinen Wild-Bestand und -besatz beobachten und so auch außerhalb der direkten Beobachtung Rückschlüsse auf die Verhaltensweisen des Wildes ziehen.
Zu den wichtigsten Pirschzeichen gehören: Fährten, Spuren und Geläufe, Wechsel und Pässe, Betten, Lager und Kessel, Losung, Fege- und Schlagstellen, Verbiss- und Schälspuren, Wildschäden in der Feldflur, Markierungsstellen, Haare und Wolle oder Beutereste (Riss- oder Rupfung).
Als Pirschzeichen bezeichnet man auch im speziellen Sinne Zeichen, die das beschossene Stück Wild am Anschuss und im weiteren Verlauf auf der Wundfährte hinterlässt, wie Schweiß, Schnitthaar, Knochensplitter, Deckenfetzen, Teile von Gescheide-, Lunge- oder Leber, Pansen- oder Gescheide-Inhalt sowie Wundbetten. Auch Eingriffe und Ausrisse am Anschuss sowie der Einschlag der Kugel im Boden oder an Bäumen zählen zu diesen speziellen Pirschzeichen.
An Hand dieser Pirschzeichen kann der Hundeführer die Art und Weise der Trefferlage und die Art und Schwere der Schussverletzung bestimmen und seine Entscheidung für die Nachsuche treffen.
Fährten Spuren und Geläufe
Fährten sind die hintereinander im Boden stehenden Abdrücke der Schalen des Schalenwildes. Man unterscheidet frische (warme) und alte (kalte) Fährten. Daneben gibt es die Wund-, Schweiß- oder kranke Fährte. Je nach der Gangart des Wildes spricht man von Fährten im Ziehen (Schritt), im Troll (Trab) oder in der Flucht. Der einzelne Abdruck in der Fährte ist der Tritt oder das Trittsiegel.
Besondere Bedeutung im Jagdbetrieb hat die Fährte des Rothirsches. Je nach Schrittlänge, Schrank und Größe unterscheidet man zahlreiche hirschgerechte Zeichen.
Als Spuren bezeichnet man die Trittreihe des nicht zum Schalenwild zählenden Haarwildes. Die einzelnen Trittsiegel enthalten die für die jeweilige Wildart charakteristischen Abdrücke der Ballen und Krallen (nageln). Der Spur haftet (wie auch der Fährte) eine charakteristische Duftnote (Wittrung) an.
Jagdhunde und Raubwild orientieren sich daran mit ihrer Nase und finden so die Wund- oder Fluchtfährte. Jagdhunde werden deshalb auch in der Spur- und Fährtenarbeit (Ausarbeiten von Spuren und Fährten) ausgebildet. Voraussetzung dafür ist der Spur- und Fährtenwille, der angewölft ist.
Als Geläuf werden die Spuren des Federwildes bezeichnet (außer Auerhahn).
Wechsel, Pässe und Einstände
Schalenwild oder auch Großraubwild wie Bär, Luchs oder Wolf benutzen mehr oder weniger regelmäßig bestimmte Pfade im Revier, die sich deutlich vom üblichen Bodenbewuchs abheben. Man bezeichnet sie als Wechsel. Die Wechsel verbinden netzartig die Wildeinstände, Äsungs- und Ruheplätze, Suhlen oder Wasserstellen miteinander.
Im Unterschied dazu benutzt Haarwild und Kleinraubwild sogenannte Pässe. Durch unüberwindliche Hindernisse, wie Gewässer oder Zäune entstehen sogenannte Zwangswechsel oder -pässe. Man unterscheidet weiter nach Haupt- oder Fernwechseln.
Bei bestimmten Jagdmethoden, Treib- oder Drückjagden werden die Wechsel und/oder Pässe abgestellt. Das verspricht meist guten Anlauf.
Betten, Lager, Sassen und Kessel
Betten sind Ruheplätze von Schalenwild, außer Schwarzwild. Das Wild sitzt im Bett, wenn es sich niedergetan hat, um zu ruhen oder wiederzukäuen. Das Bett wird durch plätzen auf dem Waldboden oder im Schnee freigeschlagen. Plätz-Stellen sind ebenso Pirschzeichen. In Wiesen oder Getreide entstehen Betten durch das Niederdrücken des Bewuchses.
Lagerplätze des Wildes richten sich oft nach der Revierbeschaffenheit; Ruhe, geringe Störungsanfälligkeit, Wind, Deckung und Sonneneinstrahlung werden dabei ausgenutzt. Hasen benutzen Sassen.
Kessel sind die Ruheplätze des Schwarzwildes. Dabei unterscheidet man den gemeinsamen Kessel als Ruheplatz einer ganzen Rotte und die Kessel einzelner starker Keiler oder den Wurfkessel (Frischkessel) der Bache. Auch der Ruheplatz des Fuchses oder Dachses im Bau wird als Kessel bezeichnet.
Fege- und Schlagstellen
Geweih- oder Gehörnträger wie Rot-, Dam-, Sika- und Rehwild fegen oder schlagen den Bast von den fertig geschobenen und verfestigten Geweihen an Bäumen und Sträuchern (das Geweih wird verfegt). Dabei werden Bäume und Sträucher beschädigt oder zerstört, und es entsteht dabei Fegeschaden.
Durch das Fegen wird die Basthaut abgestoßen, die Gerbsäure der Bäume und Sträucher verfärbt dabei die noch weißen, oft blutig roten Geweihstangen, wodurch die typische Geweihfarbe entsteht.
Beim Rehwild dient das Fegen gleichzeitig (wie das Plätzen) auch als Markieren.
Losung, Gestüber oder Geschmeiß
Die Losung ist eines der wichtigsten Zeichen des Wildes im Revier. Als Losung bezeichnet man den Kot von allem Haarwild und Auerwild. Ansonsten heißt der Kot von Federwild Gestüber oder Geschmeiß. Die Losung ist nicht nur arttypisch verschieden ausgebildet und gibt so Aufschluss über die Anwesenheit der einzelnen Wildarten, sondern der Jäger kann an der Losung auch Aufschluss über den Gesundheitszustand und über die Art der aufgenommenen Äsung erhalten.
Bei manchen Wildarten (Fuchs) dient die Losung auch zum Markieren des Reviers.
In der heutigen Wildtierkunde gibt es Verfahren, mit denen man über die Zählung der Losungsstellen den Wildbestand ermittelt.
Noch mehr Wildzeichen
Der aufmerksame Jäger wird im Revier noch viele andere Zeichen des Wildes (Pirschzeichen) finden, die auf Wild hindeuten. Dazu zählen auch Abwurfstangen, Huderplätze, Gewölle, Suhlen und Malbäume, Kratzspuren oder Mauserfedern.
Der Anschuss ist die Stelle, an der das Wild beschossen und getroffen wurde. |
Revierkunde