Eiserne Verbindung – Einhak- und Schwenkmontagen

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Schwenk-Montagen

Montagen, die nach dem Schwenkprinzip arbeiten, sind heute in Europa die meist benutzten Montagen für Jagdwaffen. Grundsätzlich unterscheidet man zwei Bauarten.

  • Bei der klassischen Schwenk-Montage sitzt das den Hinterfuß verriegelnde Schlösschen auf der Waffe. Dazu gehört etwa die EAW-Schwenkmontage.
  • Bei der zweiten Variante ist das Schloss am Zielfernrohr angebracht, und auf der Waffe sitzt lediglich ein flaches Prismenstück. Hierzu gehören die EAW-Hebelschwenkmontage, alle über einen Drehring verriegelnden Montagen etwa von Bock, MAK und Recknagel, sowie die mit einem Schieber arbeitenden Modelle von Steyer und AKAH. Diese Montageart wird, mit Ausnahme der Steyr-Montage, die für Repetierbüchsen dieses Herstellers konzipiert wurde, gern bei Kipplaufwaffen eingesetzt, weil bei abgenommenem Glas hier das Schlösschen nicht in die Visierlinie ragt.

    Zunächst zur „normalen“ EAW-Schwenkmontage mit Schlösschen auf der hinteren Hülsenbrücke, weil sich hier Aufbau und Technik am besten erklären lassen. Diese Montage ist die heute wohl am häufigsten verwandte Montage für Repetierbüchsen.

    Die Befestigung des Glases auf der Waffe erfolgt über eine Vorderplatte und über den Drehbolzenverschluss. Der am Vorderfuß der Zielfernrohr-Montage angefräste, massive Zapfen wird in einem Winkel von 90 Grad in die passende Ausfräsung der auf der Waffe befestigten Vorderplatte eingesetzt und das Glas dann eingeschwenkt. Wenn das Glas parallel zum Lauf ausgerichtet ist, rastet der Drehbolzen-Verschluss des auf der hinteren Hülsenbrücke angebrachten Schlösschens automatisch ein und legt das Glas fest.

    Das eigentliche Verbindungselement zwischen Glas und Waffe ist aber der Vorderfuß. Er nimmt die gesamten Rückstoßkräfte beim Schuss auf. Je nach Konstruktion des Zielfernrohres ist er mit einem Prisma oder einem Ring ausgestattet, so dass sich Gläser mit und ohne Schiene montieren lassen.

    Die Vorderplatte ist geschlitzt und ermöglicht so, über eine Klemmschraube die Passung für den Vorderfuß einzustellen. Das gestattet es auch, die Montage problemlos nachzustellen, falls sich nach längerem Gebrauch hier einmal Spiel einstellen sollte.

    EAW bietet diese Montage auch mit einem vertikalen Toleranzausgleich an. Diese Vorrichtung erlaubt es, den Ring oder das Prisma in der Höhe um etwa einen Millimeter zu verstellen. Waffen- oder montagebedingte Toleranzen lassen sich so leicht ausgleichen, und es ist eine stets spannungsfreie Montage gewährleistet.

    Um das Glas abzunehmen, wird der unter Federspannung stehende Drehbolzen am Schlösschen über den kleinen Hebel hochgeschwenkt. Jetzt lässt sich das Glas seitlich aus der Verriegelung drücken, ausschwenken und in der 90-Grad-Position abnehmen. Auch beim Drehbolzen-Verschluss besteht die Möglichkeit, den exakten Sitz zu justieren: über einen exzentrischen Stahlbolzen, der in seine Lager entsprechend verdreht und anschließend mit einer Konterschraube gesichert wird.

    Diese Montage ist im Aufbau im Vergleich zur Suhler Einhakmontage sehr einfach und unkompliziert. Sie erfordert wesentlich weniger Fachkenntnis des Büchsenmachers und viel weniger Arbeitszeit. Damit werden zahlreiche Fehlermöglichkeiten von vornherein ausgeschlossen. Alle Teile werden schon im Werk brüniert, denn in der Regel sind keine Nacharbeiten erforderlich.

    Die auf modernen CNC-Maschinen gefertigten Teile passen perfekt zusammen. Von der Stabilität her ist die Schwenkmontage der Einhakmontage überlegen. Der massive Vorderzapfen hat gegenüber den kleinen Füßen der SEM einen dreimal so großen Scherquerschnitt und wird auch mit starken Magnum-Kalibern problemlos fertig.

    Ein weiterer Vorteil ist die völlig spannungsfreie Lagerung des Zielfernrohres. Das ist eine wesentliche Voraussetzung für eine gleichbleibende Treffpunktlage, auch nach wiederholtem Auf- und Absetzen des Glases. Der Wechsel zu einem anderen Glas, auch mit anderer Baulänge, ist problemlos und ohne großen Aufwand möglich.

    Die Schwenkmontage in der hier beschriebenen Ausführung ist besonders für Repetierbüchsen geeignet. Es gibt heute kaum noch einen Repetierer, für den EAW keine Montage-Teile fertigt. Alle Teile sind austauschbar und ohne Nacharbeit passende Ersatzteile auch nach Jahren noch lieferbar. Auch Selbstlade-Büchsen werden gern mit Schwenkmontagen ausgerüstet.

    Ein Zielfernrohr mittels Schwenkmontage zu montieren, ist wesentlich günstiger als eine SEM. Hochwertige Schwenkmontagen sind aber auch nicht gerade billig, auch wenn der Anteil an Büchsenmacherarbeit hier deutlich geringer ist. Je nach Waffenmodell und Zielfernrohr kostet eine Schwenkmontage für Repetierbüchsen ab 400 Euro. Dafür investiert man hier aber auch in die Zukunft und kann auf Verbesserungen in der Zielfernrohr-Entwicklung reagieren.

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