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Im Praxis-Test: Hohlspitz-Munition I

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Das neue Waffengesetz bringt neben zahlreichen Verschärfungen auch einige Verbesserungen. So sind ab 1.April für Faustfeuerwaffen Hohlspitz- und Teilmantel-Geschosse mit Sollbruchstellen erlaubt. Eignen sie sich für Fangschüsse?

Von Norbert Klups

Gelatine-Test
Im Test werden Gelatineblöcke mit typischen Fangschuss-Waffen beschossen.

Lange Zeit in unserem Land als Dum-Dum-Munition verschrien, stehen dem Jäger jetzt endlich wirkungsvolle Patronen zu Fangschusszwecken zur Verfügung. Doch die Auswahl ist riesig. Um hier speziell für den Fangschuss geeignete Patronen herauszufiltern, haben wir einen umfangreichen Praxistest mit verschiedenen Kalibern, Geschossgewichten und Geschosskonstruktionen begonnen. In dieser und den beiden folgenden DJZ-Ausgaben werden Fangschusskaliber detailliert unter die Lupe genommen.

Vorteile

Eigentlich sind Hohlspitzgeschosse in fast allen Bereichen herkömmlichen Teilmantel-, Vollmantel- oder Bleigeschossen überlegen. In der „übrigen Welt“ sind diese Patronen daher so etwas wie „Standardmunition“ bei Sportschützen, Jägern und Polizei.

Schaut man in die Prospekte von Geschossherstellern, so sind Hohlspitzgeschosse hier eindeutig stark in der Überzahl. Bei Hornady sind es von 48 Geschosstypen für Faustfeuerwaffen 37 Hohlspitzkonstruktionen und bei Nosler von 19 sogar 15.

Überlegene Präzision

Sportschützen bevorzugen auf der ganzen Welt Hohlspitzpatronen, weil sie bedeutend präziser sind als normale Teilmantel- oder Vollmantelmunition. Diese Überlegenheit lässt sich ballistisch leicht erklären. Bei Hohlspitzgeschossen ist durch die Bohrung im vorderen Teil des Geschosses der Schwerpunkt zum Geschossboden hin verlagert, was ballistisch vorteilhaft ist. Dazu kommt, dass Hohlspitzgeschosse eine längere Führungsfläche haben, weil sie durch das im Geschosskopf fehlende Blei länger sind als gewichtsgleiche Voll- oder Teilmantelgeschosse.

Diese Vorteile kennen wir auch bei Geschossen für Langwaffen. Alle wirklich präzisen Matchgeschosse sind als Hohlspitzgeschosse aufgebaut.

Umweltfreundliche Hollowpoints

Bei Hohlspitzgeschossen ist der Geschossboden im Gegensatz zu Vollmantelgeschossen geschlossen, und die heißen Pulvergase können den Bleikern nicht anschmelzen. Die Emissionen, besonders in geschlossenen Raumschießständen werden dadurch reduziert. Dazu kommt, dass Hohlspitzgeschosse den Kugelfang des Schießstandes schonen, weil sie ihre Energie wesentlich früher abgeben als herkömmliche Blei-, Voll- oder Teilmantelgeschosse.

Bessere Zielballistik

Hohlspitzgeschosse sind auf möglichst hohe Energieabgabe im Ziel „programmiert“. Durch die Bohrung im Geschosskopf, oft noch durch Einkerbungen im Mantel unterstützt, soll das Geschoss möglichst schnell aufpilzen und seine Energie rasch im Ziel abgeben. Polizeibehörden in der ganzen Welt benutzen daher Hohlspitzmunition wegen ihrer hohen Augenblickswirkung und ihrer geringen Gefährdung für das Hintergelände: Das Geschoss gibt seine ganze Energie im Ziel ab, und es kommt meist nicht zu einem Ausschuss, der andere Personen gefährden könnte. Nicht jedes Hohlspitzgeschoss ist aber für Fangschusszwecke brauchbar.

Was braucht der Jäger?

Eine gute Fangschusspatrone soll möglichst viel Energie abgeben: Das ist die Hauptforderung. Die Energie muss aber auch da abgegeben werden, wo sie etwas nützt. Ein Geschoss, das sich auf dem Schulterblatt vollständig zerlegt und gar nicht in die Kammer vordringt, nützt uns nicht viel. Die Wirkung ist nur oberflächlich, und es werden keine vitalen Funktionen beeinträchtigt. Ein gewisses Maß an Durchschlagskraft ist für eine Fangschusspatrone also unverzichtbar.

Hier besteht die große Gefahr, wenn jetzt, wo es endlich erlaubt ist, einfach Hohlspitzgeschosse mit wohlklingendem und vielversprechendem Namen gekauft und zum Fangschuss eingesetzt werden. Der Nachteil der zu hohen Durchschlagskraft und geringen Energieabgabe, mit dem sich die deutschen Jäger bisher konfrontiert sahen, kann sich bei zu offensiver Geschosskonstruktion auch schnell ins Gegenteil verkehren.

Aus Polizeistudien, die sich mit der Auswertung von Feuergefechten befassen, sind Berichte bekannt, wo leichte, schnelle Hohlspitzgeschosse auf Kurzdistanz von einer Brieftasche oder einem Zigarettenetui aufgehalten wurden und dem Verbrecher, außer einem kräftigem Schlag, kaum Schaden zufügten. Von diesen Berichten hatten die Polizeibeamten, die diese Munition einsetzten, allerdings meist nicht mehr viel.

Damit es künftig nicht ähnliche Berichte von Jägern und Keilern gibt, werden wir eine große Auswahl der bei uns erhältlichen Kurzwaffenmunition mit Hohlspitzgeschossen auf ihr Zielverhalten testen. Mit der richtigen Patrone sind auch diese Waffen durchaus wirkungsvoll.Foto: Norbert Klups

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im Test
Die Mündungsgeschwindigkeit wird mit dem Lichtschranken-Chronographen gemessen. Nur Patronen mit ausreichender Vo geben im Ziel auch genügend Energie ab.
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