Mit dem Schwanenhals lassen sich zwar Altfüchse fangen. Einfacher und dazu mit mehr Betriebssicherheit gelingt dies mit der Betonrohr-Wipp-Falle.
Von Wildmeister Werner Siebern
Die Palette erlaubter Fallen, die für den Raubwildfang zur Verfügung steht, schrumpft immer stärker in dem einen Bundesland schneller, im anderen langsamer. Dabei ist die Fangjagd vielerorts die einzige Möglichkeit, bestimmtem Raubwild erfolgreich nachzustellen. Die Jagd mit Büchse und Flinte reicht nicht aus. Ich denke da vor allem an Waschbären und Marderhunde.
Problemfall Waschbär
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Gerade beim Reduzieren von Waschbären geht es nicht nur um Niederwildhege. Waschbären sind die typischen Nestplünderer im Frühjahr. Äußerst geschickt klettern sie durch Geäst und suchen systematisch Gelege. Weder die Eier von Grasmücken, noch die Jungvögel der Finken sind vor ihnen sicher. Selbst Jagdgegner sollten, wenn auch zähneknirschend, die Notwendigkeit des Waschbärenfanges eingestehen. Die Kleinbären sind es gewohnt, ihren Fraß vorab erst mal mit den Branten zu untersuchen. Schon deshalb verbietet sich aus Tierschutzgründen der Einsatz eines Fangeisens. Ein junger Waschbär, Marderhund, Fuchs oder Dachs, der sein künftiges Revier erkundet, erlebt Betonrohre als normalen Bestandteil der Landschaft. Aus dieser Überlegung heraus habe ich bereits in den 1980er Jahren 3 verschiedene Systeme der Betonrohrfalle ausprobiert. Alle funktionierten technisch einwandfrei, aber keine dieser Fallen brachte wirklich nennenswerten Erfolg. Die Auslösung funktionierte bei der einen Falle über Zug an einem Köder, bei der anderen durch eine Art Stolperdraht und bei der dritten durch eine Metallstange mit einer Kugel am Ende, die vom Raubwild nicht nur berührt, sondern etwas zur Seite geschoben werden musste. Freilich haben alle Systeme gefangen, der Erfolg war jedoch nicht berauschend. Am besten funktionierte damals die Falle mit dem Stolperdraht in Verbindung mit einem Kunstbau oder einem bereits vorhandenen Durchlass für Regenwasser unter Wegen.
Betonwippfalle
Gefangen! Unversehrt und ruhig harrt der Fuchs der Dinge, die da kommen |
Heute ist die Betonwippfalle (System Dose) auf dem Markt. Sie hat nur einen Nachteil: Ich habe sie leider nicht selbst erfunden. Die Idee ist ebenso genial wie einfach. Das mittlere Rohr ist gleichzeitig die Auslösung der Falle. Es wippt, die Falltüren rauschen herunter. Die Falle hat gegenüber den anderen Systemen, vor allem gegenüber der reinen Köderfalle, den Vorteil, dass sich bereits neugieriges Raubwild fängt.
Ein Köder, an dem gezogen werden muss, macht Raubwild stets misstrauisch. Deshalb muss es an solche Fallentypen zunächst langwierig gewöhnt werden. Bei der Betonwippfalle ist das anders. Das Raubwild nimmt sie aus Neugierde an und schon hat es geklappt. Es ist die erste Falle, die besser und mehr Füchse fängt als der Schwanenhals! Damit lassen sich sogar Altfüchse überlisten. Zwar ist jede Falle nur so gut, wie der Fangjäger, der sie einsetzt. Aber mit dieser Falle kann man nicht viel falsch machen. Das Wichtigste ist die tägliche Kontrolle! Hat man keine Zeit, stellt man sie auf Durchlauf und bereitet so die künftigen Fänge vor.
Beköderung
Falls Fehlwild erbeutet wird, wird es problemlos und unversehrt befreit. |
Die Betonwippfalle wird nicht wirklich beködert. Vor und hinter der Falle bietet man den Köder an, am besten leicht vergraben. Zudem arbeitet man mit Köder- oder Lockduft innerhalb der Fallenverkleidung. Theoretisch kann man einen ganzen Eimer mit Rehwildaufbruch hineinstellen. So wird Raubwild neugierig und sucht die Betonrohre der Falle ab.
Gefangenes Raubwild wird mit einem Abfangkasten der Falle entnommen. Im Kasten gibt man auch den Fangschuss. Falls Fehlwild erbeutet wird, wird es problemlos und unversehrt befreit.
Fangplatz
Das Aufstellen der Falle ist zeitaufwändig. Also im Vorfeld Gedanken über die Standortwahl machen! |
Es ist ratsam, den Platz für eine Betonwippfalle gut auszuwählen. Die Anlage wird immerhin 5 Meter lang. Die verarbeiteten Teile wiegen zusammen etwa 800 Kilogramm. Ist eine solche Falle erst einmal eingebaut, stellt man sie nicht ohne Grund wieder um.
Der unterirdische Einbau ist für den Fangerfolg nicht unbedingt entscheidend. Gleichwohl ist er möglich. Man könnte einen Durchschlag in einem holsteinischen Knick oder in eine münsterländische Wallhecke graben und die Falle dort dauerhaft einbauen.
Besonders erfolgversprechend ist der Einbau in Verbindung mit einem bereits vorhandenen Durchlass unter einem Weg, sofern hier nur selten Regenwasser durchfließt. Für den oberirdischen Einbau finden sich Plätze in Feldholzinseln, in trockenen Gräben oder in großen Haufen aus Strohballen, die eigens für den Zweck angelegt wurden. Werden die Ballen nach oben mit einer Folie abgedichtet und die Seiten offengelassen, halten sie wenigstens 10 Jahre lang. Im Stroh siedeln sich Mäuse an, das zieht sämtliches Raubwild magisch an.
Material
Die Falle hat einen offenliegenden Auslösemechanismus. Damit dieser nicht durch eine Verblendung behindert wird, benötigt die Falle Schutzwände. Seitenwände aus Brettern oder Holzplatten und einen Deckel aus Blech oder Kunststoff- Dachplatten. Die Seitenwände können auch aus 17er Bausteinen ohne Mörtel aufgesetzt werden. Bei der unterirdischen Variante wählt man am besten Fundamentsteine für die Verkleidung.
Wir entschieden uns für die oberirdische Variante. Die Rohre sind 1 Meter lang, 30 Zentimeter im Durchmesser und pro Stück 120 Kilogramm schwer. Sie sollen keine Muffe, sondern nur einen Falz haben. Die Rohre bekommt man in einem Betonwerk, nicht im Baumarkt. Der Preis liegt bei etwa 20 Euro pro Stück. Oft sind die Hersteller bereit, Rohre 2. Wahl abzugeben. Die sind für den Zweck völlig ausreichend. 5 Rohre werden benötigt. Der Bausatz der Falle lässt sich ebenso mit 25er Rohren ausrüsten. Diese wiegen nur etwa 80 Kilogramm. Die 25er Rohre werden nicht in jedem Betonwerk hergestellt. Es kann also Probleme beim Beschaffen geben. Raubwild nimmt aber auch 30er Röhren problemlos an. Rohre mit diesem Durchmesser sind für die Falle kein Nach-, sondern ein Vorteil! Lediglich im Kunstbau sollte man stets 25er Röhren verwenden, damit der Fuchs sich nicht umdreht und stellt, wenn ein Hund zur Baujagd eingesetzt wird.
Aufbau
In das Wipprohr wird eine Köderöffnung gemeißelt sowie 2 Metallstücke angeschraubt, die ein späteres Feststellen auf Durchlauf des Rohres ermöglichen. Am Fangplatz muss eine freie, ebene Fläche von 5 Metern Länge geschaffen werden. Gehwegplatten von 50 Zentimetern Breite werden in Waage verlegt. Das Gestänge wird auf den Platten zusammengeschraubt. Zu zweit kann man die Rohre gut verlegen. Ist man allein, hilft ein Aufzug, wie im Bild links, oder der Frontlader eines Traktors. Das Gestänge für die Auslösung entspricht der Technik einer Kastenfalle. Mit Hilfe von Gewindestangen und Röhren lässt es sich millimetergenau einstellen. Die Falle ist fertig und wird fängisch gestellt. Um das Wipprohr genau auszutarieren, legt man einen kleinen Sandsack auf. Auch ein Ködereimer ist bestens geeignet, um das Wipprohr in der Waage zu halten. Auf diese Weise erbeutet man auch kleines Raubwild (Iltis, Mink und Marder).
Fangmelder
Bewährt hat sich der Fangmelder (oben links), der bei Auslösen der Falle eine SMS verschickt |
Ein Fangmelder, der direkt nach dem Auslösen der Falle eine SMS an das Handy des Fangjägers schickt, eignet sich hervorragend für die Betonwippfalle.
Nach Angaben des Herstellers soll dieses Modell an der Falle verschraubt werden, um Diebstahl zu erschweren. Immerhin würde das Gerät sofort Alarm schlagen, falls es jemand abbauen will.
Fang
Keine wirkliche Beköderung, schon der Lockduft reicht, um Beute zu machen |
Nach 2-jähriger Testzeit im eigenen Revier kann sich das Ergebnis durchaus sehen lassen. Zu Beginn der Testphase habe ich die Falle auf Durchlauf gestellt. Da ich im Umkreis Waschbären spürte, habe ich zunächst in der Nähe der Falle Schokoriegel mit Draht an Bäumen aufgehängt, so dass diese für Mäuse unerreichbar waren. Um die Bären mit Duft anzulocken, wurde Baumrinde mit Nussnougatcreme bestrichen.
Nachdem die Riegel an den Ästen angenommen wurden, habe ich Schokolade in die Röhren der Falle gelegt und einen Riegel Ritter-Sport-Nuss durch die Köderöffnung des Wipprohres an einem Draht herunterhängen lassen. Die Kirrphase hat etwa 1 Monat gedauert. Anschließend gingen innerhalb einer Woche 4 junge Waschbären in die Falle. Danach wurde die Falle wieder auf Durchlauf gestellt und gekirrt, nun mit Aufbrüchen vom Rehwild. Diese wurden in der Nähe der Falle vergraben. Nachdem das Kirrgut regelmäßig angenommen wurde, habe ich Gescheidestücke direkt vor den Röhren der Falle vergraben. Einige Stückchen legte ich vorn in die Röhren. Es dauerte einige Tage, bis auch diese verschwunden waren.
Die Falle habe ich schließlich fängisch gestellt und als Köder nur einen Eimer mit Gescheide auf das Wipprohr gestellt. Bereits am 2. Tag fing sich der 1. Fuchs. Nicht zuletzt wegen des Verwendens des Fangmelders wurde die Falle den Winter hindurch scharf gelassen. Es wurden in den 2 Jahren, neben Raubzeug, 7 Füchse, 2 Dachse und 8 Waschbären gefangen. Ein solches Ergebnis wäre selbst mit mehreren Kastenfallen nicht möglich gewesen. Bemerkenswert ist, dass sogar 2 Altfüchse erbeutet wurden. Dies war nur möglich, da kein Köder im Wipprohr lag. Der verlockende Duft entströmte dem Eimer über dem Rohr.
Zusätzlich zur Betonwippfalle brauchts einen Abfangkasten, um die Beute zu töten (Fotos: Beate Siebern) |
Fazit: Die Betonwippfalle erfüllt alle Anforderungen, die heutzutage an eine Falle gestellt werden. Sie ist keine Gefahr für die Umwelt. Sie fängt unversehrt und tierschutzgerecht. Nachteil: Das Umstellen an einen anderen Fangplatz ist ziemlich aufwändig. Man sollte schon mit 2 Mann einen ganzen Tag dafür einplanen. Der Zeitaufwand hängt freilich auch davon ab, in welches Gelände die Falle transportiert werden muss. Falls diese Falle nicht fängt, liegt es am Fangplatz, so dass ein Umstellen schon mal nötig werden kann.
Bezugsquelle: Der Metall-Bausatz für diese Falle ist zum Preis von 200 Euro von der Firma Jagdbedarf Eggert Dose (Preetzer Redder 7, 24326 Ascheberg, Tel.: 0 45 26/38 01 70) zu beziehen.