Im Praxis-Test: Hohlspitz-Munition im Kaliber 7,65 Browning und 9mm kurz

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Zahlreiche Leser wünschten sich von der Redaktion der DEUTSCHEN JAGDZEITUNG einen Test der „Taschenpistolen-Kaliber“ 7,65 Browning und 9mm kurz. Anscheinend sind noch viele dieser handlichen Pistolen in Jägerhand. Also wurde Gelatine angerührt und die Kaliber in gewohnter Weise getestet.

Von Norbert Klups

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Die Kaliber 7,65 Browning und 9mm kurz waren sehr beliebt als Verteidigungs-Waffen, und auch die deutsche Polizei war mit den legendären PP- und PPK-Modellen von Walther ausgerüstet. Gerade die Qualität und Bediensicherheit der Walther Double-Action-Pistolen hat viel zur Verbreitung dieser Patronen beigetragen. Viele Jäger legten sich so eine handliche Waffe nach dem letzten Krieg zu.

Der große Vorteil ist das geringe Gewicht und die kompakten Abmessungen, denn für die relativ schwachen Patronen wird kein verriegelter Verschluss benötigt. Ein Feder/Masseverschluss reicht völlig, und damit lassen sich leichte, schlanke Pistolen bauen. Dazu schossen sich die Waffen sehr angenehm, und die Präzision einer Qualitätswaffe wie der Walther PP ist erstaunlich gut, auch wenn die Visierung hier Grenzen setzt.

Der einzige Nachteil ist die bescheidene Patronen-Leistung. Das musste auch die Polizei manchmal schmerzlich feststellen. Eine 7,65er Vollmantel ist zwar, richtig platziert, tödlich, die Stoppwirkung ist aber sehr bescheiden. Die 9mm kurz ist da schon etwas besser. Als Fangschusswaffe sind aber beide Kaliber höchstens auf Rehwild einsetzbar. Eine Sau mit einer 7,65er Taschenpistole unter Feuer zu nehmen, kann böse enden.

Hohlspitz-Munition

Fragt sich, ob die jetzt bei uns erhältlichen Hohlspitz-Patronen die Wirkung erheblich steigern. Besonders die 9 mm kurz ist in den USA, wo Hohlspitz-Patronen schon immer erlaubt waren, eine beliebte Verteidigungspistole und wird auch von vielen Polizeibeamten als “Back-Up-Waffe“ geführt. Für den Test wurde eine Walther PP im Kaliber 7,65 Browning und eine Walther PPK im Kaliber 9mm kurz – oder .380 ACP, wie sie in den Staaten genannt wird – benutzt.

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Das Gold Dot von Speer hat sich bei den vorangegangenen Tests als schnell ansprechendes Geschoss mit sehr hohem Restgewicht gezeigt. Der Konstruktion nach soll es einen kompakten Pilz bilden und keine Masse verlieren. Um dies zu erreichen, wird erst der Kupfermantel elektrolytisch auf den Bleikern aufgetragen und dann zur endgültigen Hohlspitzform verpresst. So ist eine Trennung von Mantel und Kern unmöglich. Die Hohlspitze ist beim Gold Dot sehr groß und tief.

Die 7,65 Browning ist mit 3,0 Grains feinem Blättchenpulver geladen und das Geschoss wiegt nur 60 Grains/3,9 Gramm. Das macht Sinn, denn ein Hohlspitzgeschoss braucht eine gewisse Mündungsgeschwindigkeit um aufzupilzen. Aus dem 98 Millimeter langen Lauf der Walther PP wurden beachtliche 302 m/s gemessen.

Die Testwaffe funktionierte problemlos. Die Präzision war ebenfalls sehr gut. Auf zehn Meter betrug der Fünf-Schuss-Streukreis gerade mal 50 Millimeter. In Anbetracht der nicht optimalen Visierung ein gutes Ergebnis. Wie bei der recht hohen Mündungsgeschwindigkeit und dem “weichem³ Aufbau des Gold Dot zu erwarten war, pilzte das Geschoss im Gelatineblock schnell auf und erreichte gut den doppelten Geschossdurchmesser. Die eingegossene Blattschaufel konnte es aber nicht durchschlagen. Auch das war zu erwarten, dazu reicht einfach die Energie nicht aus.

Für eine 7,65er Taschenpistole eine gute Patrone, die die Waffe besonders als Jagdschutzwaffe erheblich aufwertet. Auch die Wirkung auf Rehwild dürfte erheblich besser sein als mit einem Vollmantelgeschoss. Für stärkeres Wild fehlt dem leichten Geschoss aber jede Menge Tiefenwirkung.

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Auch Fiocchi setzt auf ein leichtes Geschoss und verlädt ebenfalls ein 60 Grains schweres Projektil. Hier handelt es sich um ein klassisches Hollowpoint mit tiefer Hohlspitze, herkömmlicher Mantel/Blei-Konstruktion und freiliegender Bleispitze.

Anfängliche Befürchtungen, dass die freiliegende Spitze zu Funktionsstörungen führen würde, erwiesen sich als grundlos. Die Testwaffe funktionierte einwandfrei und auch eine zur Kontrolle geschossene zweite 7,65er Pistole, eine Beretta 35, zeigte keine Störungen.

Als Pulverladung verwendet Fiocchi 2,6 Grains feines Blättchenpulver. Die Präzision aus der Walther PP ist mit 60 Millimeter auf 10 Meter völlig ausreichend. Als Mündungsgeschwindigkeit wurden 291 m/s gemessen. Das Fiocchi Geschoss erwies sich als sehr weich und pilzte noch etwas mehr auf, als das Gold Dot. Am Knochen war dann ebenfalls Schluss. Die Eignung ist wie beim Gold Dot anzusiedeln.

9mm kurz Hornady XTP

Das XTP hat eine sehr große Hohlspitze und eine im vorderen Teil dünnen Mantel, der bis zur Geschossspitze reicht. Die Härte des Bleikerns ist jeweils kaliberspezifisch auf die Mündungsgeschwindigkeit der Patrone abgestellt. So soll erreicht werden, dass der vordere, dünne Teil des Mantels schnell aufpilzt und der Aufpilz-Prozess mit zunehmender Mantelstärke abnimmt. Damit will der Hersteller eine kontrollierte Deformation bei Erhalt des Geschossgewichtes erreichen.

Wie bei der 7,65 Browning ist auch bei der 9mm kurz das Geschossgewicht an der unteren Grenze gehalten. Das XTP wiegt nur 90 Grains/5,8 Gramm. Die 2,9 Grains feines Blättchenpulver beschleunigen das leichte Geschoss aus dem nur 83 Millimeter langen Lauf der Walther PPK auf beachtliche 291 m/s. Damit wird die Mündungsgeschwindigkeit der Fiocchi 7,65 Browning aus dem längeren Lauf der Walther PP erreicht. Die Testwaffe funktionierte tadellos, und der Streukreis von 56 Millimetern auf zehn Meter ist für eine Taschenpistole beachtlich.

Energiemäßig toppt die schnelle Hornady Laborierung damit die Leistung der meisten 38 Spezial Patronen aus einem Zwei-Zoll-Revolver. Das Geschoss pilzte im Gelatineblock schnell auf fast die doppelte Kalibergröße auf und schaffte es sogar, dem eingegossenen Knochen einen durchgehenden Riss zu verpassen. Etwas weiter vorn im Block platziert, wäre das XTP wahrscheinlich durchgeschlagen. Eine sehr gute Verteidigungspatrone und sicher gut für den Fangschuss auf Rehwild zu gebrauchen. Auch bei leichtem Hochwild wie Rot- oder Damwildkälbern ließe sich diese Laborierung sicher noch einsetzen. Darüber hinaus fehlt die Tiefenwirkung.

9mm kurz Speer Gold Dot

Die Hersteller sind sich hier anscheinend sehr einig. Auch Speer verlädt ein leichtes 90 Grains Geschoss. Die recht hohe Pulverladung von 4,2 Grains Blättchenpulver bringen das Gold Dot aus der Test-PPK auf 292 m/s. Auch das Gold Dot verursachte keine Funktionsstörungen und schoss mit 58 Millimeter auf zehn Meter nur unwesentlich schlechter als das XTP von Hornady. Auch im Gelatineblock war die Wirkung verblüffend ähnlich.

Das gut aufgepilzte Geschoss steckte an der Blattschaufel und hatte einen Schussbruch verursacht. Die Eignung ist daher wie beim XTP. Welches Geschoss verwendet wird, ist hier Geschmacksache und höchstens abhängig von der mit der eigenen Waffe erzielten Präzision.

Resümee

Ohne Zweifel wird die Wirkung einer Taschenpistole in den klassischen Kalibern 7,65 Browning und 9mm kurz durch Hohlspitzmunition erheblich gesteigert. Durch leichte Geschosse wird eine Mündungsgeschwindigkeit erzielt, die zum Aufpilzen ausreicht, und die Energieabgabe im Ziel ist sehr gut.

Darunter leidet natürlich die Tiefenwirkung der schwachen Kaliber, und für stärkeres Wild ist der Einsatz nicht zu empfehlen. Wer eine kompakte 9mm kurz als Jagdschutzwaffe führt und hauptsächlich Rehwild jagt, ist mit einer modernen Hohlspitzpatrone aber wesentlich besser ausgerüstet als mit einem Vollmantelgeschoss.Foto: Norbert Klups

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