Er gilt als Kleinstwagen. Seit 2000 baut Suzuki den Ignis als Mini-SUV. Die Japaner haben hierbei mehr den Emissionsausstoß im Fokus gehabt als die Kraft des Allradlers. Aber es ist nicht alles schlecht.
Fotos: Hans Jörg Nagel
In den Kasseler Bergen ist Schluss mit lustig. Obwohl die Steigung mit Schwung angefahren wurde, reicht’s nicht. Die Tachonadel sackt ab. Tatsächlich muss in den vierten Gang runtergeschaltet werden, um wenigstens die 100er-Marke zu halten. Drei Kilometer Bleifuß auf der Lkw-Spur. Erst jenseits der Kuppe beschleunigt „Schlumpfinchen“ wieder – zögerlich, aber immerhin …
Schwach auf der Brust
Nein, der neue Ignis Allgrip (seit 2020) ist kein Muskelprotz. Im Gegenteil: Er kommt schwächlich daher. In Zahlen: Der 1,2-Liter-Dualjet-Motor leistet 83 PS. Das ist bemerkenswert, denn das Vorgängermodell (ab 2018) schickte immerhin 90 Pferde ins Rennen. Und auch die aktuelle Nennleistung seiner Schubkraft erinnert an ein Mofa: 102 Newtonmeter (2018: 120 Nm). Eine klare Leistungseinbuße. Aber die hat Gründe: Die Ingenieure des japanischen Autoherstellers ticken grün. Um jedes Gramm Kohlenstoffdioxid-Einsparung wird gekämpft. Deshalb wurde im neuen Antriebsaggregat zudem eine höhere Verdichtung herausgekitzelt sowie die elektrische Verstellung für die Einlassnockenwelle optimiert. Das trägt zu einer höheren Effizienz des Vierzylinders bei.
Karo einfach. Über das 7-Zoll-Display wird alles Wichtige geregelt
Der DJZ-Testwagen ist ein Hybrid. Er wird serienmäßig mit einem 12-Volt-Mild-Hybrid- System ausgestattet. Erzeugte Energie wird in einer Lithium- Ionen-Batterie gespeichert und beim Anfahren oder Beschleunigen abgerufen. Das senkt den Kraftstoffverbrauch. Im Test wurden 5,5 Liter Benzin auf 100 Kilometer verbrannt.
Ist kein Hügel im Weg, saust der kleine Japaner mit 165 km/h dahin. Für den Spurt von 0 auf 100 km/h braucht er 12,8 Sekunden. Das Fahrverhalten des Suzukis ist unauffällig. Die Lenkung angenehm, das Innenraumangebot ausreichend. Für einen Kleinstwagen ok.
Platzwunder
Der neue Ignis ist tatsächlich winzig. Der „Rundgang“ ist schnell erledigt. 3,70 Meter Fahrzeuglänge treffen auf 1,66 Meter Breite. Die Farbe des gelieferten Testwagens, kombiniert mit seinem etwas „süßlichen“ Auftritt, haben zur gewählten Überschrift dieses Fahrberichts verleitet. Denn keinesfalls kann er dem gesteckten Ziel gerecht werden, als Alternative zum Lada 4×4 oder Jimny zu punkten. Trotz des hauseigenen Allradantriebs Allgrip gehört er mehr zur Kategorie „City-Crosser“.
Gerade einmal 210 Liter passen hinten rein. Erweiterbar auf 1.100 Liter
Das 2020er-Facelift ist auch äußerlich sichtbar. Suzuki hat dem Neuen einen modifizierten Kühlergrill sowie Stoßfänger mit silberfarbenen Bügeln spendiert. Wenn’s schön macht! Im Innenbereich ist vor allem das 7-Zoll-Infotainmentsystem Blickfang. Ansonsten stellt sich das Cockpit nüchtern und überschaubar dar. Das Raumangebot für Fahrer und Mitfahrer ist zumindest vertikal überraschend gut. Selbst 1,90-Meter-Hühnen haben ausreichend Kopffreiheit.
Dagegen wird es hinten ziemlich eng. Das Ladevolumen des allradgetriebenen Ignis beträgt gerade einmal 210 Liter. Für große Beute oder sperrige Revierausrüstung lässt sich der Platz aber auf 1.100 Liter erweitern, denn die geteilte Rücksitzbank ist auf Schienen gebettet und kann nach vorne verschoben und umgelegt werden.
Ab in den Busch
Allrad vorhanden, 18 Zentimeter Bodenfreiheit am Start. Dann mal ab in den Busch. Hier überrascht der Kleine. Sicher, er ist kein Bergepanzer, aber doch zupackend. Auf einer feuchten Schneise muss er es beweisen. Es geht hangaufwärts. Die Visko-Kupplung gibt einen gehörigen Teil des Antriebsmoments an die Hinterachse weiter, und schwupps ist die Piste geschafft. Respekt. Sicherlich kommt dem Ignis hier auch sein geringes Kampfgewicht zu gute. Er bringt lediglich 990 Kilo auf die Waage. Ebenso vorteilhaft ist sein geringer Wendekreis von lediglich 9,4 Meter.
Zusammengefasst ist der Ignis als Revierkutsche denkbar. Seine geringe Abmessung sowie das Gewicht sind ebenso vorteilhaft, wie sein kerniger Allradantrieb. Ein weiterer Pluspunkt: sein Preis. Der beginnt bei 18.500 Euro. Eine echte Alternative zum Lada oder Jimny ist er aber nicht – alleine schon optisch. Hans Jörg Nagel
Suzuki Ignis 1,2 Allgrip
Leistung: 83 PS
Hubraum: 1.197 ccm
Max. Drehmoment: 107 Nm
Länge: 3,70 m
Breite: 1,66 m
Höhe: 1,61 m
Bodenfreiheit: 18 cm
Verbrauch (DJZ-Test): 5,5 l
Leergewicht: 990 kg
Wendekreis: 9,4 m
Höchstgeschwindigkeit 165 km/h
Preis: ab 18.500 Euro
Preis Testwagen: 19.800 Euro