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Fristlose Kündigung für den Fuchs

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Gezielte Lebensraumverschlechterung als Hilfe für das Niederwild. Diesen Weg verfolgt der Autor in seinem Niederwildrevier seit Jahren ganz bewusst und mit zählbaren Erfolgen.

Von Von Klaus Schmidt

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Füchse in der Ranz
Besonders in der Ranz stecken Füchse oft in kleinen Durchlässen im Feld. In Revieren mit großem Feldanteil sind dann oft Dutzende Stellen zu kontrollieren.

Es gibt wohl keine Ausgabe einer Jagdzeitschrift mehr, in der nicht in irgendeinem Zusammenhang über die stark angestiegenen Fuchsbesätze berichtet wird. Die Gründe für diese Übervermehrung sind bekannt.

Der Fuchs hat längst den Lebensraum Dorf, beziehungsweise Stadt erobert, und es gibt dort manchmal mehr Rotröcke, als in Wald und Feld. In manchen Revieren werden Fuchsstrecken erreicht, die fast unglaublich erscheinen, und trotzdem werden die Füchse nicht weniger. Es ist ihnen eben noch nie so gut gegangen, wenn man bedenkt, dass

  • eine optimale Gesundheitsvorsorge (Tollwutimpfung) betrieben wurde,
  • den Jägern die Bejagung durch Einschränkungen in der Fallenjagd

    erschwert wird,

  • der Fuchsbalg als Jagdbeute aufgrund massiver Meinungsbildung durch

    Tierschützer seinen Wert verloren hat,

  • die Gefahr einer Infektion durch den Fuchsbandwurm manchen Jäger von

    der Fuchsjagd abhält,

  • die Nahrungsgrundlage für Füchse gerade in siedlungsnahen Bereichen

    durch die Zunahme der Eigenkompostierung ganz-jährig gesichert ist,

  • unsere Fluren in der Regel seit der Flurbereinigung mit Rohrsystemen durchzogen sind, deren Länge die Vorstellungskraft vieler Revierpächter sicherlich übersteigt.

    Auch im Zuge des Straßenbaues entstehen Rohrdurchlässe, die der Fuchs trotz des Verkehrslärmes als Tagesversteck annimmt.

    Als vor neun Jahren mein Jagdfreund Jürgen das Niederwildrevier vor unserer Haustür pachtete und ich dort eine Jagderlaubnis erhielt, wurden wir mit einer erstaunlich hohen Fuchsdichte konfrontiert. Das ehemals gute Niederwildrevier war in weiten Teilen hasenfrei und Rebhuhn und Fasan sowie Wachtel waren schon lange verschwunden.

    Wir bejagten den Fuchs aufgrund der zahlreichen Flurbereinigungswege hauptsächlich auf der Mondschein-Pirsch im Schnee. So entstand bisweilen ein regelrechter Wettstreit, wer an einem Abend am schnellsten einen Fuchs erlegt. Der Feldteil des Revieres ist rund 300 Hektar groß und wir erbeuteten dort pro Jahr rund 30 bis 35 Füchse, ohne dass ein Ende abzusehen war. Baujagd und Luderplatz trugen ebenfalls zur Strecke bei. Selbstverständlich wurden bereits die Jungfüchse intensiv am Heckbau bejagt.

    Immer wieder pirschten wir über die wildleere Flur – meist am Rande des Dorfes – und es war weit und breit kein Fuchs zu sehen. Doch dann stand er plötzlich wie hergezaubert da oder war auch genauso schnell wieder verschwunden. Der Grund lag in unendlich vielen Rohrdurchlässen, die von der Flurbereinigung verlegt wurden. Der Fuchs fand damit ganzjährig eine ideale Deckung im freien Feld und war nach Einbruch der Dämmerung überall anzutreffen.

    Bei den Baujagden mussten wir unzählige Rohre kontrollieren, wovon einige aufgrund von Fallschächten nicht bejagbar waren. Bejagte Rohrdurchlässe wurden dann gemieden, dafür steckte der Fuchs wieder in einem anderen Durchlass und Wintertage sind bekanntlich kurz. Sicherlich gibt es Reviere, in denen sogar mit Kunstbauen gearbeitet wird, aber bei uns ist das Gegenteil der Fall: Wir haben zuviele Tagesverstecke!

    Durch kilometerlange „Fertigbauwohnungen“ ergibt sich für den Fuchs in vielen Revieren die Möglichkeit, auch die oftmals deckungslose Feldflur ganzjährig zu besiedeln. Bei Eintritt der Dämmerung schnürt er dann schon weit draußen im Feld herum, oft unerreichbar für den am Waldrand sitzenden Jäger.

    Ich bin als leidenschaftlicher Fuchsjäger der Meinung, dass die Fuchspopulation nicht allein durch Abschuss gesenkt werden kann, sondern wir müssen eine gezielte Lebensraumveschlech-terung für den Fuchs betreiben. Wir verbessern den Lebensraum für Arten, denen es zur Zeit nicht so gut geht. Warum machen wir das nicht einfach einmal umgekehrt?

    Neue Wege

    Ich denke dabei speziell an eine „Kündigung“ dieser Fertigbauwohnungen (Rohrdurchlässe).

    Wir haben aus diesem Grund in unserem Revier nahezu alle Rohrdurchlässe, die regelmäßig trocken blieben mit einem Baustahlgitter (ca. 10 x 15 cm Stababstand) verschlossen, sodass diese Rohrsysteme zumindest für Altfüchse nicht mehr benutzbar sind. Nachdem diese Rohrsysteme als „Heckbaue“ ausscheiden, ist die Zahl der Jungfüchse auch geringer geworden.

    Sie wandern dann sicherlich im Herbst zu, zur Aufzuchtszeit gibt es allerdings „wohungsbedingt“ weniger Füchse im Revier. Mit Beginn der Baujagdsaison werden die gut bejagbaren Rohrsysteme geöffnet, und man muss nicht mehr eine Vielzahl von Durchlässen mit dem Hund kontrollieren, sondern es ist bekannt, wo der Fuchs nur stecken kann.

    Das Verschließen der Rohre erfolgt entweder zu einem Zeitpunkt, wo Wasser durchläuft, oder man verstänkert die Rohreinfahrt mit einem Tropfen „Kornitol Rot“. Am nächsten Tag wird dann das Rohr verschlossen. So wird sicher gestellt, dass man keinen Fuchs einsperren wird. Man kann das verschlossene Rohr auch am nächsten Tag auf Kratzspuren kontrollieren und dann mit der Abfangkiste arbeiten, wenn kein Verstänkerungsmittel zur Hand ist.

    Die Gitter bringen den Vorteil, dass sich die Rohre nicht so leicht mit Laub oder Ästen verstopfen. Ein zugelegter Durchlass ist auf jeden Fall leichter zu reinigen, als ein verstopfter.

    Wenn wir Jäger für einige Wildarten wie Hase oder Rebhuhn das Äsungsangebot verbessern, dann sollten man analog beim Fuchs über eine Verschlechterung nachdenken, wenngleich dies nicht so einfach ist. Entlang der Straße ist der Tisch für Reinecke nicht nur durch überfahrene Tiere, sondern vor allem durch Abfälle, die aus dem Auto oder auf Parkplätzen „entsorgt“ werden, reichlich gedeckt.

    Hier eine Änderung herbeizuführen ist schwierig, doch einige Möglichkeiten gibt es dennoch, wenn es speziell um Probleme mit Füchsen in Ortschaften geht. Meist wird der Jäger um Hilfe gerufen, wenn der Fuchs auf dem Kinderspielplatz erscheint. Zu verdanken haben wir dies vielen Mitbürgern, die den Fuchs reichlich mit Nahrung versorgen.

    Er hat längst gelernt, dass die Schale mit Katzenfutter auf der Terrasse eine gefahrlose Nahrungsbeschaffung ist und an die Blicke hinter den Gardinen hat er sich auch gewöhnt. Dann wird der Ruf nach der Falle laut. Sie muss natürlich lebendfangend sein, doch angesichts der abwechslungsreich beschickten Komposthaufen auf jeden zweiten Grundstück hat der Fuchs mit dem Köder meist nicht viel im Sinn. Wenn deshalb der Ruf nach einer Fuchsreduzierung in Ortschaften kommt, dann sollten die Verantwortlichen auch darauf hingewiesen werden, warum es dieses Problem gibt.

    Komposthaufen sind auch ideale Nahrungsplätze für Rabenvögel. Warum sollten diese schlauen Vögel die Ortschaften während der Zeit, dort wo sie bejagt werden können, auch nur einen Schrotschuss weit verlassen? Sie haben doch Nahrung in Hülle und Fülle und keine Jäger zu fürchten. Mit einer einfachen Drahtabdeckung wäre das Problem gelöst und der Luderplatz wird für den Fuchs sicherlich wieder attraktiver.

    Als Jäger sollten wir in diesem Sinne Aufklärungsarbeit leisten und auch einmal andere Wege ausprobieren, denn nur mit dem Abschuss werden wegen der bereits bekannten Begleitumstände die Probleme nicht zu lösen sein. Ein sehr weiser Mann hat dies so ausgedrückt: „Es gibt für alle komplexen Probleme eine einfache Lösung! Und die ist falsch!“Foto: Klaus Schendel, Klaus Schmidt

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    Baustahlmatten an Durchlässen
    Spezielle Fuchs-Drücken sind erfolgreicher – und zudem jagdlich anspruchsvoller – als so manche andere Jagdart.
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    Folgeseiten:
    [– 1 –]
    [– 2 –]
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    Mehr zur Fuchsbejagung auf: djz.de/fuchsjagd
     


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