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Büchsenmunition: Frei von Blei

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Heft 05/2012

Die Kritik an Bleimunition wächst. Einige Forstverwaltungen haben sie bereits aus ihren Wäldern verbannt. Wer dort jagen will, muss auf bleifreie Alternativen zurückgreifen. Doch welches Geschoss soll man nehmen? Die DJZ verschafft Ihnen einen Überblick zur bleifreien Fabrikmunition.

Von Norbert Klups

 

Bleifreie Büchsengeschosse sind nichts Neues. Für bestimmte Zwecke wurden sie schon vor vielen Jahren entwickelt. An Schadstoffvermeidung hatte dabei aber niemand gedacht. Grund war vielmehr, eine gegenüber den Mantel-/Kern-Konstruktionen gesteigerte Tiefenwirkung zu erzielen. Monolithische Messing- oder Kupfergeschosse verlieren beim Auftreffen auf den Wildkörper kaum Masse, ihre Durchschlagskraft ist hoch. Einen neuen Schub bekamen die „Bleifreien“ durch das in Schweden zunächst für 2007 ausgesprochene und inzwischen wieder aufgehobene Verbot der Verwendung von bleihaltigen Büchsengeschossen. Lapua entwickelte daraufhin das Naturalis.
Richtig los ging es bei der Entwicklung von bleifreien Jagdgeschossen in den USA, als auch dort „bleifrei“ zum Thema wurde. In vielen Nationalparks wurden bleihaltige Geschosse verboten, um die Condor populationen zu schützen. Fast alle US-Munitionsfirmen entwickelten eigene bleifreie Geschosse oder setzten bewährte Konstruktionen von Geschossherstellern wie Nosler oder Barnes ein. So haben wir heute eine recht umfangreiche Auswahl an Fabrikmunition mit bleifreien Geschossen.
 

Material und Fertigungstechniken

 

Vollgeschosse bestehen entweder aus Kupfer oder aus einer Legierung von Kupfer und Zink. Liegt der Kupferanteil bei dieser Legierung unter 80 Prozent, wird sie Messing genannt, liegt er über 80 Prozent heißt das Gemisch Tombak. Das Mischungsverhältnis allein sagt aber noch nicht viel aus, denn der für die Geschosswirkung und das innenballistische Verhalten wichtige Härtegrad lässt sich über weitere Zusätze und auch über eine Oberflächenbehandlung des fertigen Geschosses steuern. Dabei hat jede Firma ihr eigenes Rezept und macht meist ein Geheimnis daraus. Lange Zeit war die Fertigung auf CNC-gesteuerten Drehautomaten die einzige Möglichkeit, homogene Geschosse herzustellen. Das war früher nicht ganz billig, hatte aber den Vorteil, dass Veränderungen an der Form sehr einfach vorgenommen werden konnten und sich auch Kleinserien herstellen ließen. Heute sind die Werkzeugkosten für Drehautomaten gesunken, und Massivgeschosse können darauf wesentlich preiswerter produziert werden. Es gibt aber mittlerweile auch die Möglichkeit, Massivgeschosse im Pressverfahren herzustellen. Das ist für die Großserienfertigung wesentlich günstiger, und man kommt in den Preisbereich von herkömmlichen Mantelgeschossen. Die meisten bleifreien Projektile werden heute gepresst. Brenneke ging einen anderen Weg und fertigte herkömmliche Mantel-/Kern-Geschosse, bei denen anstelle von Blei Zinn verwendet wurde. Auch RWS entdeckte diese Variante bei dem neuen Evolution Green, und Barnes benutzt beim MRX eine Wolframlegierung als Kern.

 

Was bietet der Markt zur Zeit?

 

Nachfolgend werden die wichtigsten bleifreien Geschosskonstruktionen vorgestellt, für die es heute fabrikmäßig hergestellte Munition in Deutschland gibt. Zum Kostenvergleich wurde jeweils der Preis für eine Patrone im Kaliber .30-06 ermittelt (siehe Tabelle unten). Im europäischen Ausland gibt es noch interessante Patronen, etwa in Frankreich das G.P.A. von Cartouches Sologne oder das FIP von Sauvestre. Für diese Munition gibt es aber zurzeit keinen Importeur, so dass sie nicht berücksichtigt wurden. Außerdem gibt es noch eine ganze Reihe von bleifreien Geschossen, die für Wiederlader erhältlich sind oder nur von kleinen gewerblichen Wiederladern als Munition angeboten werden. Hier wären etwa das HDB von Reichenberg oder das Aero und das Kieferle RS zu nennen. Auch auf ihre Vorstellung wurde verzichtet, um den Rahmen nicht zu sprengen.

 

 

 
 

Resümee

 

Das Angebot an bleifreier Büchsen-Munition ist in Deutschland sehr hoch. Zahlreiche neue Geschosse zeigen, dass die Munitionsindustrie unter Hochdruck arbeitet. Blei scheint ein Auslaufmodell zu sein. Für jeden Zweck gibt es passende Geschosse. Bei Drückjagdentfernungen sind schnell expandierende oder sich teilweise zerlegende Konstruktionen, wie Naturalis, Brenneke nature oder Bionic Yellow, eine gute Wahl, während bei der Jagd auf schweres Wild und bei größeren Schussdistanzen die Konstruktionen mit hohem Restgewicht und guter Außenballistik, wie die Barnes-Geschosse, Hornady GMX, Nosler E-Tip oder Remington Copper Solid, in ihrem Element sind.
 
Sowohl Präzision als auch Wirkung auf Wild ist bei den modernen bleifreien Geschossen sehr gut. Die Unterschiede beim Abprallverhalten sind gegenüber bleihaltigen Verbundkerngeschossen ebenfalls kaum relevant, wie der aktuelle DEVA-Test zeigt. Wer bleifreie Büchsenpatronen einsetzen muss, hat jede Menge Möglichkeiten. Im Beispiel-Kaliber .30-06 stehen zurzeit 28 Laborierungen zur Verfügung (siehe Tabelle). Preislich liegen die Amis wegen hohen Stückzahlen vorn.
 


Stand April 2012
 

084_091_Bleifrei Preisüberblick_DJZ_0512_550
 


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